Aus dem Personal Letter vom Mai 2014:
Gelassenheit und Ruhe sind die besten Voraussetzungen für ein erfülltes Leben, denn sie befreien uns von Stress, Druck und Ängsten. Viele Menschen wünschen sich mehr Gelassenheit. Aber sie geraten immer wieder in die gleichen Fallen von Stress und Atemlosigkeit, Gehetztheit, Unentspanntheit. Warum das so ist, erklärt und die Wissenschaft plausibel und einfach.
Erforscht wird bei diesem Thema vor allem der Gegenspieler im Hirn, der Stress, und man betrachtet das Thema Gelassenheit aus verschiedenen Richtungen, aus Sicht der Stressforschung, der Neurowissenschaft und der kognitiven Verhaltenspsychologie. Die Kernfragen lauten: Was passiert, wenn Stress im Gehirn die Kontrolle übernimmt? Und was kann ich tun, damit mein Gehirn gelassen wird?
Eindeutig ist, dass Gelassenheit die effektivste Anti-Aging-Strategie ist, die bisher bekannt ist. Dauerhaft hoher Stress hat körperlichen Verschleiß zu Folge, so Bruce McEwen von der Universität New York, einer der Pioniere der modernen Stressforschung. „Unser Gehirn hat sich so entwickelt, dass wir die ungeheuerliche Fähigkeit haben, uns Dinge vorzustellen und im Voraus zu planen. Aber das ist ein Riesenproblem: Zugleich können wir nämlich grübeln, wir malen uns Gefahren aus, die uns in Wahrheit gar nicht bedrohen.“ McEwen macht deutlich, dass wir selbst und unsere Art zu denken unserer gesuchten Gelassenheit im Wege stehen. Gelassenheit scheint nicht möglich, indem wir sie uns verordnen oder uns willentlich dazu entscheiden.
Aber es gibt Hoffnung: Gelassenheit kann man herbeiführen, üben und immer wieder herstellen. Ich zeige Ihnen in diesem Personal Letter ein paar einfache Übungen, wie Ihnen das gelingen kann.
Gelassen macht, was uns gut tut.
Die Forscher sind sich einig: Ein Bewusstsein für Seelenhygiene ist ein gutes Mittel auf dem Weg zur Gelassenheit. Tun was uns gut tut, uns umgeben mit Menschen, Dingen, Tieren etc., in deren Gesellschaft es uns gut geht. Wenn uns etwas positiv berührt und unter die Haut geht, werden im Gehirn emotionale Zentren angeschaltet. Dort werden Botenstoffe ausgeschüttet, die wie Dünger fürs Gehirn wirken. „Achtsam sein,“, rät Neurobiologe Prof. Gerald Hüther, „wir gehen nicht behutsam genug mit der Gegenwart um.“ Neuroforscher können heute belegen, dass sich das Gehirn eines Menschen verändert, wenn er achtsamer wird. Wenn man sich auf das „nachher“ fixiert, begibt man sich in einen Zustand permanenter Atemlosigkeit. Konzentrieren wir uns auf das, was wir gerade tun und gehen wir dieser Aktivität mit vollem Herzen nach, dann verschwindet die Genervtheit, und es entsteht ein Gefühl der Entspannung.
Gelassenheitsübung 1:
Musikpädagogen an der Universität Frankfurt fanden heraus, dass Musizieren den Stress regelrecht wegschluckt. Getestet wurde bei Chorsängern der Speichel vor und nach dem Singen.
Auch das bloße Hören von Musik entspannt, vor allem langsame Klänge mit 60 Taktschlägen pro Minute, da sie dem Herzschlag im Ruhepuls entsprechen.
Übrigens: Ich nehme seit fast einem Jahr Gesangsstunden und erlebe mich selbst immer fröhlich, lachend und entspannt – während des Singens und in den Stunden danach! J
Gelassenheitsübung 2:
Forscher konnten anhand eines Gehirnscans nachweisen, dass eine einfache Übung genügt, um die Biochemie des Gehirns von Stress Richtung Gelassenheit zu verändern. So geht’s: Nach dem Einatmen die Luft anhalten. Sobald der Impuls zum Ausatmen auftritt, noch ein wenig warten. Das bringt den Verstand auf einer tieferen Ebene zur Ruhe. Dann ausatmen. Am besten drei Mal wiederholen.
Tipp: Auch gut anwendbar in anstrengenden Meetings, bei einem langatmigen Geschäftsessen etc.
Gelassenheitsübung 3:
Auf dem Weg zu einem wichtigen Termin, die zwei Treppen nach oben zum Chef oder auf dem Fußgängerweg zum VIP-Kunden, können wir uns auf Gelassenheit programmieren, indem wir uns auf jeden einzelnen Schritt konzentrieren. Wann immer unser Verstand abschweift, wiederholen wir in Gedanken „rechts, links, rechts, links“ und setzen einen Fuß vor den anderen. Das holt uns sofort in die Gegenwart zurück und bewahrt uns davor, uns in sinnlosen, von Ängsten und Sorgen, getragenen Zukunftsszenarien zu verlieren.
Übrigens: Meditation ist für die Gehirnforscher der schnellste Weg, das Gehirn auf Gelassenheit zu programmieren.
Mein Tipp: Probieren Sie es mal nur 60 Sekunden lang. Augen schließen und mit der Aufmerksamkeit vom Kopf bis zu den Füßen und wieder zurück wandern. Dabei nehmen wir die Perspektive des Beobachters ein. Nach 60 Sekunden tief ein- und ausatmen. So signalisieren wir unserem Unterbewusstsein: Entspannung ist auch blitzschnell möglich.
Es gibt viele Wege, die zu mehr Gelassenheit führen. Welche wir einschlagen ist eine persönliche Entscheidung. Hauptsache ist, aufzubrechen und den ersten Schritt zu tun. Aus Respekt sich selbst gegenüber.
Ihre Kereen Karst