Führen heißt: Beziehungen emotional gestalten

Wer heute eine Führungskraft ist, hat es nicht leicht. Denn diese Position und Funktion bringt es zwangsläufig mit sich, dass wir mit dem Thema „Macht“ konfrontiert werden und lernen müssen, diese Macht für uns zu definieren und entsprechend auszufüllen.

Aus dem Personal Letter vom Februar 2014:

Wer heute eine Führungskraft ist, hat es nicht leicht. Denn diese Position und Funktion bringt es zwangsläufig mit sich, dass wir mit dem Thema „Macht“ konfrontiert werden und lernen müssen, diese Macht für uns zu definieren und entsprechend auszufüllen. Autoritäres Führen, so wie es früher üblich und bewährt war, ist heute nicht mehr zeitgemäß – es funktioniert nicht mehr, seine Macht per „Order Mufti“ zu nutzen, um andere mit dem Pochen auf Entscheidungsbefugnis und Druck zum „Gehorchen“ zu bringen.

Ein Grund dafür ist, dass Führungskräfte heute über einen geringeren Machtbereich verfügen – Macht wird stark reguliert in unseren Organisationen. Auch unsere Bundeskanzlerin kann nichts allein entscheiden und muss immer wieder ihre „Geführten“ mit den Mitteln der Motivation und Überzeugungskraft auf ihre Seite bringen – und sie gilt als die mächtigste Frau im Lande.

Das Team nur über Sinnstiftung zu führen, ist dagegen auch nicht immer eine passende Lösung. Denn heute fehlen oft die Möglichkeiten, Sinn zu stiften. Viele Führungskräfte stehen täglich vor der Herausforderung, Sinn und Wahrheit zu erklären in einer Welt, in der letztgültige Wahrheiten als Referenzsystem abhanden gekommen sind und in der auch viele mittlere Führungskräfte kaum noch einen überzeugenden übergeordneten Sinn zu erkennen vermögen. Diese Situation stellt Führungskräfte vor einige Herausforderungen.

Die Rolle der Führungskraft – viele Anforderungen, individuelle Beziehungen

Eine Führungskraft ist auch nur ein Mensch. In ihrer Position füllt sie eine Rolle aus, die nicht identisch mit ihrer ganzen Persönlichkeit bzw. Person ist. Wir begegnen uns in allen Lebenskontexten als Mensch und als Rolle, zum Beispiel als Vater und Sohn, als Ehemann und Ehefrau, als Führungskraft und Mitarbeiter, als Kunde und Verkäuferin. Eine Rolle ist weder eine Kompetenz, noch bezeichnet sie ein Individuum.

Aber jede Rolle ist mit Erwartungen verbunden – unseren eigenen und denen der anderen. Und sie bringt vor allem eines mit sich: Beziehungen – denn keiner hat seine Rolle für sich allein.

Wer die Rolle des Teamführers innehat, kann diese Führungsrolle mit unterschiedlichen Ansätzen verbinden: Jogi Löw spricht als Teamchef vor den Spielen vor allem Emotionen wie Teamgeist, Siegeswillen, Ruhm und Verlockungen des Erfolges an; der Papst wird sein „Team“ eher führen durch gemeinschaftliche Werte wie den Glauben und die christliche Ethik. Entscheidend ist bei beiden Ansätzen, wie diese Führungskräfte an oberster Stelle ihre Beziehungen zu den Individuen in ihrem Team gestalten, um ihre Botschaft zu transportieren und das entsprechende Verhalten beim Einzelnen damit auszulösen.

Führungskräfte müssen also verschiedene Rollen spielen können, um erfolgreich zu sein. Diese Rollen und die damit verbundenen Erwartungen haben sich mit der Zeit geändert. Das Ausfüllen einer Rolle als Führungskraft ist heute komplex und anspruchsvoll.

Das müssen Führungskräfte heute leisten:

  • Die Rolle verlangt eine positive Beziehungsgestaltung und ein Mehr an Miteinander als in vergangenen Zeiten.
  • Führungskräfte müssen dazu sich und ihre Beziehungen reflektieren können.
  • Die Führungskraft muss ihre Beziehungen so gestalten, dass sie in diesen Beziehungen bestimmen darf. Denn die Entscheidungsmacht bleibt eine Facette der Führung.
  • Die Führungskraft sollte ihre Rolle so ausfüllen, dass die Mitarbeiter die Beziehungsdefinition von „Führendem“ und „Geführtem“ akzeptieren.
  • Eine Führungskraft von heute stellt Lernmöglichkeiten bereit, um Motivation für individuelle Entwicklung zu erzeugen.

Erfolgreiche Führung durch Emotionalisierung

Wenn die Macht geringer wird, wenn der Sinn verloren geht – was bleibt dann noch, um Menschen erfolgreich zu führen? Es ist die Kraft der Emotionalisierung. Wenn Sie als Führungskraft Ihre Teammitglieder in positiver Weise emotional ansprechen und für sich, Ihr Ziel und die zu erledigende Aufgabe motivieren können – dann führen Sie erfolgreich. Und das geht vor allem über die Gestaltung Ihrer Beziehungen zum Einzelnen.

Denn vor allem – und vielleicht auch NUR – gute und stabile, vertrauensvolle und ehrliche Beziehungen meistern alle schweren berufliche Außensituationen. Ob der Changeprozess den Menschen viel abverlangt, die Merger-Situation Angst macht, ob Kritik kommt oder etwas nicht Verständliches uns irritiert? Eine gute Beziehung trägt uns durch diese Situationen – zumindest leichter als eine schlechte Beziehung.

Die zentrale Rollenerwartung für eine Führungskraft von heute lautet also:
Führungskräfte bedienen Emotionen! Und haben die Aufgabe: gute Beziehungen aufzubauen und zu pflegen!

Das geht so weit, dass Sie für Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unterschiedliche Verlockungen, Herausforderungen und Möglichkeiten der Selbstverwirklichung bereitstellen, damit diese Ihnen weiter auf dem anspruchsvollen Weg des gemeinsamen Arbeitens folgen.

Plakativ gesagt: Als Führungskraft ohne (viel) Macht und ohne (überzeugende) Sinnangebote, sind Sie dazu gezwungen, Söldner heranzuziehen, die ihre Bereitschaft zu folgen hauptsächlich am eigenen emotionale Nutzen messen.

Was brauchen Sie dafür? Soziale Kompetenz und persönliche Qualifikation für Führung. Konkret heißt das: die Kunst der positiven Gesprächsführung, das Diagnostizieren und Erkennen der verschiedenen Mitarbeitertypologien, konstruktives Feedback-Geben, Coaching und Konfliktmanagement. Eben all das, was eine gute und emotionale Beziehungsgestaltung braucht!

In diesem Sinne freue mich auf die nächsten Entwicklungsschritte für Sie und mit Ihnen in verschiedenen Coachings und Trainings.

Ihre Kereen Karst

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