Konfliktlösung: Wenn wir es ansprechen, kann es sich lösen

Brücken bauen, über die Menschen wieder in Kontakt kommen

Eine meiner häufigsten Aufgaben in Organisationen besteht darin, Konflikte in Teams oder zwischen Mitarbeitern und Führungskräften zu lösen.

Über die Jahre habe ich gelernt, dabei empathisch, aber auch klar zur Sache zu kommen. Das ist wichtig, auch wenn es anfangs mal wehtun oder deutlich irritieren kann: Denn ein ungelöster Konflikt führt zwangsläufig dazu, dass alles, was fließen und funktionieren soll, regelrecht einfriert.

Das Team tritt auf der Stelle, die Mitarbeiter greifen zu „Schmerzvermeidungsstrategien“. Darunter aber lebt der Konflikt weiter. Es entstehen negative Energien, die die ganze Gruppe befallen – wie auffälliger Sarkasmus, Passivität oder Rückzug, Flurfunk, fehlende Verantwortungsübernahme, Fluktuation oder Krankenstand.

In toxischen Strukturen entstehen keine tollen Ideen

Für den unternehmerischen Erfolg kann das verheerend sein: Die Beteiligten diskutieren vermeintlich fachliche Lösungen, in Wahrheit werden die Entscheidungen aber vom ungelösten Konflikt geprägt. In der Wirtschaft gibt es unzählige Beispiele für solch toxische Strukturen.

Meine Rolle als Konfliktlöserin ist es, Brücken zu bauen, über die die Menschen wieder in Kontakt und ins Gespräch kommen. Nur was wir aussprechen, kann sich lösen. Nur was gesehen wird, kann heilen.

Es ist immer wieder großartig, wie meine Gruppen am Ende solcher Konfliktlösungsprozesse erleichtert durchschnaufen und das Gefühl genießen, wie dieser schwere Felsen zur Seite geräumt und der gemeinsame Weg endlich wieder frei ist. Nachhaltig frei, wie meine späteren Feedbackrunden strahlend zeigen.

Eine Kultur schaffen, in der wir Risiken eingehen und auch schwierige Themen ansprechen können.

Ein Team kann man sich wie ein Gefäß oder einen großen Container vorstellen: Hat es Löcher, gibt es weder Vertrauen noch Sicherheit, alles sagen zu können, ohne vielleicht belächelt oder missachtet zu werden. Kraft entweicht durch diese Löcher. Die Aufgabe ist es also, einen möglichst geschlossenen Container, einen „safe space“ gemeinsam zu erschaffen, in dem die Teammitglieder frei Ideen aussprechen, Fehler machen und lernen dürfen – wo Meinungen und freies Denken gewollt sind und gefördert werden.

Mein Fokus ist daher, in Konfliktsituationen, initiiert durch die Führungskraft und gemeinsam mit dem Team, für diesen „safe space“ zu sorgen, einen regelmäßigen Beziehungsraum, der aus ehrlichem Dialog, gezielter Reflexionsarbeit und persönlicher Weiterentwicklung besteht. Nur so können wieder freie, kreative Ideen fließen und auf Basis tragfähiger Beziehungen ausagiert werden. 

Angesichts der komplexen Herausforderungen unserer Zeit brauchen wir eine Kultur, in der offener Austausch herrscht, in der Menschen sich trauen, Risiken einzugehen und auch unangenehme Dinge auszusprechen. So beugen wir Konflikten vor und sind gemeinsam fähig, sie zu lösen.